In vielen Organisationen wird Mobbing oft erst erkannt, wenn es bereits eskaliert ist und schwerwiegende Folgen nach sich zieht. Doch Mobbing beginnt nicht mit großen, offensichtlichen Angriffen – es keimt leise und oft unbemerkt auf.
Oft beginnt es mit kleinen, scheinbar harmlosen Verhaltensweisen, die zunächst nicht als problematisch erscheinen: ein abfälliger Kommentar, das Ignorieren eines Teammitglieds in Meetings, oder das systematische Übergehen bei wichtigen Informationen, spöttische Kommentare über die Arbeit oder übermäßige Kritik bzw. überzogene Kontrolle, die nur eine bestimmte Person trifft. Diese subtilen Formen der Ausgrenzung – auch bekannt als Mikroaggressionen – schaffen den Nährboden für Mobbing. Sie unterminieren das Selbstwertgefühl der Betroffenen und senden unbewusst die Botschaft, dass sie weniger wert sind.
Wann wird ist die Grenze zum Mobbing überschritten?
Verhalten wird schädlich, wenn es systematisch und wiederholt auftritt und das Ziel verfolgt, eine Person herabzusetzen, zu isolieren oder in ihrer beruflichen oder persönlichen Entwicklung zu behindern. Was eine einfache Meinungsverschiedenheit oder ein einmaliger Streit sein könnte, wird zu einem problematischen Verhalten, wenn es konstant wiederholt wird und eine destruktive Dynamik entwickelt.
Die Frage ist also nicht, ob das Verhalten absichtlich oder böswillig ist – sondern welche Wirkung es auf die betroffene Person hat – wie z.B. emotionaler Stress, geringes Selbstwertgefühl, Angst vor der Arbeit oder Schlafstörungen. Die Übergänge von normalem, vielleicht hartem Feedback hin zu schädlichem Verhalten sind fließend, und das macht es besonders schwierig, die Grenze zu ziehen.
Besonders kritisch ist die Frage, wann man selbst ungewollt Teil von Mobbing wird. Oft denken wir bei Mobbing an den*die „Täter*in“, der*die bewusst aggressiv handelt. Doch die Realität ist vielschichtiger. Manchmal übernehmen wir unbewusst Gruppenverhalten, ohne zu hinterfragen, ob es fair ist wie z.B.:
– Mitläufer*in in einer Gruppendynamik werden, die eine Person ausschließt
– Still bleiben, wenn ungerechtfertigte Kritik geäußert wird
– Vermeiden, sich für eine Person einzusetzen, die isoliert wird
Mobbing lässt sich oft nur durch ein erhöhtes Maß an Selbstreflexion und Sensibilität verhindern. Es ist wichtig, sich selbst zu fragen: „Welches Verhalten toleriere ich? Welches Verhalten übe ich aus, das möglicherweise für andere verletzend ist, auch wenn ich es nicht so meine?“
Um schädliches Verhalten zu verhindern, müssen wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass Mobbing nicht erst bei physischen oder lauten verbalen Angriffen beginnt. Es beginnt leise, im Kleinen – und dort müssen wir es auch beenden.
Konflikte, die vermieden werden, anstatt sie offen und konstruktiv anzugehen, haben das Potenzial, zu vergiften. Um schädliches Verhalten zu verhindern, müssen wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass Mobbing nicht erst bei physischen oder lauten verbalen Angriffen beginnt. Es beginnt leise, im Kleinen – und dort müssen wir es auch beenden.