Es bleibt doch alles in der Familie…

Ein Familienunternehmen zu führen, kann unheimlich erfüllend, finanziell und gesellschaftlich lohnend und herausfordernd zugleich sein. Die zugrundeliegende Unternehmensform ist einzigartig, da sie vertraute Beziehungen und formale Rollen kombiniert.

Aktuell liegt nach Angaben der Stiftung Familienunternehmen der Umsatz bei „mehr als 90 Prozent aller Familienunternehmen unter einer Million Euro. Die deutsche Volkswirtschaft zeichnet sich aber im Vergleich zu vielen anderen Industrienationen durch auffallend viele sehr große Familienunternehmen aus. 43 Prozent der Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz sind Familienunternehmen.“

Familienunternehmen haben damit eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung – nicht zuletzt weil sie in den vergangenen Jahren einen Zuwachs an Personal um insgesamt 25 % auf 2,84 Millionen Beschäftigte verzeichnen konnten.


 
Ein relevanter Faktor für den Fortbestand des Unternehmens ist dessen Entscheidungsfähigkeit. Unternehmer:innenfamilien müssen sich daher eine Unternehmensstruktur geben, Verantwortlichkeiten für das Management der Organisation festlegen sowie eine Strategie erarbeiten. Alle müssen diese Vision teilen und Hand-in-Hand an deren Umsetzung arbeiten.
 
Wachsen Unternehmer:innenfamilien (z.B. durch Geburten oder Heirat), wird es umso wichtiger, das Familiennetzwerk und das Unternehmen strategisch zu entwickeln. Wer wird in welcher Rolle und mit welcher Kompetenz in das Unternehmen eingebunden? Dies hat einen unmittelbaren Rückbezug zum Erfolg des Familienunternehmens, wirkt sich jedoch genauso auf den Zusammenhalt der Familie aus.
 
Die Überführung des Unternehmens in eine nachfolgende Generation bietet besonders viele Anlässe für Konflikte:

💰 Wird das Unternehmen zu gleichen Teilen auf die nachfolgende Generation übertragen mit gleichen
Rechten / Pflichten oder werden Personen herausgehoben?

🏬 Werden hinzukommende Familienmitglieder in das Unternehmen eingebunden? Erhalten Sie
aufgrund der Familienzugehörigkeit eine tragende Rolle, sind sie geeignet, diese auszufüllen?

👩‍⚖️ Werden Entscheidungen aller Familienmitglieder mitgetragen oder sind einige akzeptierter als
andere?
 
Schon diese Beispiele zeigen das Potential für Konflikte. In Unternehmer:innenfamilien reichen diese oft weit in die Familiengeschichte zurück, spielen sich jedoch im aktuellen Unternehmen ab. Sie können die Unternehmensführung lahmlegen. Zugleich handelt es sich um eine gemeinsame Investition. Es ist unternehmerisch zwingend, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten und zugleich eine der größten Herausforderungen.
 
Ein kooperatives Umfeld kann den Erfolg für kommende Generationen sicherstellen. Ein konstruktiver Umgang mit Konflikten ist eine wichtige Stellgröße.

„Familienunternehmen besitzen eine eigene Struktur und eine spezielle interne Dynamik, die zum einen ihren Erfolg ausmacht, zum anderen auch zu zahlreichen Konflikten führen kann,“ erläutert Prof. Dr. Nicola Neuvians, Lehrstuhl für Organisation und Management / Unternehmensführung an der HTW Dresden, auf dem Kaminabend unserer Mediationsausbildung Klärungshilfe am 20. Januar 2023. „Wo Konflikte entstehen, müssen auch Lösungen gefunden werden. Doch nur etwa jedes sechste Familienunternehmen hat Mechanismen zur Bewältigung von Konfliktlösungen etabliert.“

Gerade weil die familiäre Bindung zu paradoxen Entscheidungen führen kann, müssen für Personalentscheidungen alle Vor- und Nachteile offen und ehrlich abgewogen werden, erklärt Prof. Neuvians weiter. Rollen sollten regelmäßig reflektiert und voneinander getrennt werden können (z.B. Familienmitglied und Geschäftsführung). Die Arbeitsfähig- und Entscheidungsfähigkeit des Unternehmens muss sichergestellt sein – der Erfolg des Geschäfts dementsprechend höher gewichtet als die persönlichen Interessen. Ein Mechanismus, der den Umgang mit aufkommenden Konflikten organisiert, ist überlebenswichtig für die Organisation und die Familie.


 

Wir danken Prof. Dr. Nicola Neuvians für den unterhaltsamen und sehr informativen Einblick in die mediative Begleitung von Familienunternehmen im Rahmen unserer Mediationsausbildung Klärungshilfe. Ihre Tipps und Hinweise für unsere Mediator:innen:

  • Als Mediator:in / Klärungshelfer:in ist die Wahrscheinlichkeit groß, mit Familienunternehmen in Kontakt zu kommen.
  • Die Konflikte in Familienunternehmen finden selten nur zwischen zwei Personen statt, in der Regel sind mehrere Personen daran beteiligt.
  • Das Drei-Kreis-Model (siehe Grafik) ist für die Analyse und Visualisierung sehr hilfreich. Die Überlagerung von verschiedenen Systemlogiken kann berücksichtigt werden, insbesondere bei paradoxen Zuständen.
  • Konfliktbearbeitungsverfahren sollten mit Rollen-Dilemmata und systemischen Paradoxien umgehen können, da sie in Familienunternehmen einen guten Nährboden für Konflikte bieten.

Kommen Sie gern zum nächsten Informationsabend und erfahren Sie mehr über die Inhalte unserer Ausbildung und unsere Vorgehensweisen.

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