🚫 „Coffee-Badging“: Unsichtbar durch Präsenz – eine neue Strategie der Konfliktvermeidung?

Studien und Fachbeiträge, die sich mit den Themen #hybrideArbeitskultur, #Engagement von Mitarbeitenden, #QuietQuitting, #Commitment oder auch der Erforschung von #Konfliktpotenzialen beschäftigen, berichten von verschiedenen, teils (dys-)funktionalen Trends im Umgang mit dem Wunsch der Arbeitgeber:innen, Mitarbeitende wieder häufiger im Büro anzutreffen (sie teilweise sogar zu einer Rückkehr zu verpflichten) und dem Bedürfnis der Angestellten nach Flexibilität und Autonomie und damit der Fortsetzung ihres Homeoffice-Arbeitsplatzes.

Eine Lösung, die sich immer häufiger beobachten lässt, ist das sogenannte „Coffee-Badging“: Mitarbeitende kommen aus dem Homeoffice fĂĽr eine Kaffeepause ins BĂĽro, um im Kontakt mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten zu sein. Diese an sich gut gedachte Idee, die durchaus mit Aufwand und Engagement seitens der ins BĂĽro kommenden Mitarbeitenden verbunden ist, hat jedoch auch einige wesentliche Nachteile mit Wirkung auf die Team- und Konfliktkultur:

🔸 Gefahr der „Präsenz ohne Tiefe“: Kommen Mitarbeitende nur sehr kurz ins Büro, gelingt es nicht, sie angemessen am Alltag und an wichtigen Diskussionen zu beteiligen. Potentiell heikle Themen werden eventuell nur sehr oberflächlich behandelt, nur mit einigen wenigen Mitarbeitenden besprochen oder können gar nicht adressiert werden.

🔸 „Unsichtbarkeit“ als Schutzstrategie: Obwohl die Mitarbeitenden anwesend sind und an der Themenbearbeitung interessiert zu sein scheinen, bleiben sie dennoch inhaltlich oft „unsichtbar“. Es fällt viel leichter, komplexere, möglicherweise konfliktbehaftete Themen aufgrund der KĂĽrze der zur VerfĂĽgung stehenden Zeit zu vertagen und die Verantwortung fĂĽr die zwischenmenschlichen Herausforderungen dadurch zurĂĽckzuweisen.

🔸 Gefahr der Unverbindlichkeit: Da kaum längere Gespräche stattfinden, entsteht der Eindruck, dass diese Themen weniger relevant oder dringend seien – das führt dazu, dass viele Konflikte „liegen bleiben“ oder nebensächlich wirken. Mitarbeitende gewöhnen sich daran, Themen nur beiläufig zu erwähnen. Statt auf eine Lösung hinzuarbeiten, wird das Problem zeitweise verschoben oder sogar auf unbestimmte Zeit vertagt.

🔸 Langfristige Effekte auf die Konfliktkultur: Als Folge der beschriebenen Gesprächsdynamiken können Missverständnisse vermehrt auftreten und langfristige Spannungen im Team entstehen. Sie sind zudem ein Nährboden für eine zunehmende Distanz untereinander, für den Verlust von Vertrauen sowie die Abnahme der Teamkohäsion.

👉 Fazit: Eine „symbolische Präsenz“ kann kurzfristig eine gewisse Nähe schaffen, darf aber nicht zur Strategie werden, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Durch offene, tiefgehende Dialoge und eine klare Konfliktkultur kann eine nachhaltige, vertrauensvolle Arbeitsumgebung geschaffen werden. Regelmäßige, verbindliche Check-Ins und regelmäßige, strukturierte Gesprächsformate sichern den Raum für einen tiefergehenden Austausch.

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